RUHR2010-Watt ihr Volt. Teil I

Liebe Blogger,

nun ist es also soweit: Essen ist Kulturhauptstadt 2010. Doch was verbirgt sich dahinter? Die ehemaligen Kathedralen der Arbeit werden zu Kunsttempeln, Konzertsälen oder einfach nur zu stummen Zeugen einer vergangenen Ära, die das Sinnbild der „Knochenmaloche“ verkörpern.  Damit ihr wisst, auf was ihr euch da einlasst, wenn ihr euch ins Ruhrgebiet begebt, ein kleines Video zum Einstimmen. Frank Goosen ist ein Bochumer Kabarettist und hält in „Mundart“ einige Eigenarten seiner Bewohner fest.

Da Volker mich gebeten hat als „Native Speaker“ und Anrheiner (Langenberg liegt ca. 10 Autominuten zur Stadtgrenze Essen) Licht in das komplexe Veranstaltungsdunkel zu bringen, komme ich seinem Wunsch gerne nach. In regelmäßigen Abständen werde ich über Veranstaltungen berichten, oder einfach nur sehenswerte, einzigartige Schätze dieser Region vorstellen. Heute möchte ich die Keimzelle der Stadt Essen näherbringen, die mit ihrer Sonderausstellung „Musica enchiriadis“ sogar einen musikalischen Bezug hat.  Ich möchte Euch den Essener Dom vorstellen, der echte Kunstschätze von Weltrang beherbergt. Er liegt so ein bisschen eingeklemmt zwischen Hauptbahnhof und Fußgängerzone und bietet ein wenig Stille und Einkehr bevor man sich wieder vom kapitalistischen Sog in die Fußgängerzone treiben läßt. Vorher allerdings noch ein wenig geschichtlicher Hintergrund.

Der Dom in Essen

Ersten Erwähnungen noch Astnide (älteste Form: Astnithi) genannt wurde, änderte der Stadtname sich über Astnidum, Astanidum, Asbidi, Asnid, Assinde, Asnida, Assindia, Essendia, Esnede, Essende, Essend zum heutigen Essen. Vermutungen legen nah, dass der Name ursprünglich eine Eschengegend bezeichnete.

Um 845 gründete eine Adelsfamilie um den späteren Bischof von Hildesheim, Altfrid, das Stift Essen für die Töchter des sächsischen Adels.  Um etwa 852 begann der Bau der Stiftskirche, welche 870 fertiggestellt wurde. Dieses Damenstift war kein Kloster, sondern eine Art Wohn- und Bildungsstätte für unverheiratete Töchter und Witwen des Hochadels; geleitet wurde es von einer Äbtissin, die als einzige zum Ablegen eines Keuschheitsgelübdes verpflichtet war. Die „Herrschaft“ der Frauen währte 1000 Jahre bis im Zuge der Säkularisation 1803 die Gemeinschaft aufgelöst wurde.

Eine der bemerkenswertesten  Dame war die Äbtissin Mathilde. Sie war Enkelin des Kaisers Otto I., und übernahm die Stiftsleitung um 973. Sie lenkte die Geschicke des Stifts, und der zugehörigen Ländereien, fast vierzig Jahre. Mathilde vermehrte den Kirchenschatz um seine wertvollsten Stücke, unter anderem die „Goldene Madonna“, die älteste vollplastische Madonnenfigur der Welt. Nachdem Papst Johannes XXIII. Maria 1959 zur Patronin des Bistums Essen erhoben hatte, wurde die Figur vom damaligen Bischof Franz Hengsbach im Dom öffentlich ausgestellt. Seit dieser Zeit ist sie das Ziel zahlreicher Pilger.

Essen sein Schatz: die goldene Madonna

Die Goldene Madonna. Entstanden um 980-Domschatz in Essen

Die Sammlung von Kunstwerken aus dem 10. und 11. Jahrhundert bildet die weltweit wichtigste Sammlung ottonisch-salischer Goldschmiedekunst.

Domschatz-Essen:NRW

Ebenfalls einzigartig und kostbar ist die Gruppe der rund 30 gotischen Kunstwerke des Schatzes: Reliquiare, Kreuze, Monstranzen, Kelche und Handschriften, dazu die berühmten emaillierten Broschen aus der Zeit um 1400. Diese Werke entstanden in der Zeit vom 13. bis zum 15. Jahrhundert im Anschluss an den gotischen Neubau der Kirche und zeugen von der zweiten, langen Blüte des Damenstiftes im späten Mittelalter.
Am spannendsten ist es, die Ausstellung und den Dom im Rahmen einer Führung zu besuchen, was auch noch kurzfristig zu buchen ist, öffentliche Führung gibt es auch. Bei einer persönlichen Führung müßt ihr müsst dann unbedingt nach Hr. Teuber verlangen, der ist wirklich spitze.

Link: http://www.domschatz-essen.de/index.php?id=10

Die Sonderausstellung „Musica enchiriadis“ ist ab dem 3. Februar 2010 in der Domschatzkammer zu sehen:

Musica enchiriadis. Ältestes Zeugnis der Mehrstimmigkeit im christlichen Abendland

Kopie der mittelalterlichen Handschrift - musica enchiriadis

„Musica enchiriadis“ – dies ist der Name einer frühmittelalterlichen Handschrift, die Musikwissenschaftlern und Musikern vielleicht bekannt, aber für die meisten Laien nur ein unbekannter Zungenbrecher ist. Das wird sich in Essen ab dem 2. Februar vielleicht ändern. Denn mit der Ausstellung „Musica enchiriadis. Ältestes Zeugnis der Mehrstimmigkeit im christlichen Abendland“ eröffnet die Domschatzkammer am Dienstag, dem 2. Februar 2010, eine Sonderausstellung, deren Mittelpunkt genau dieses Musiktraktat sein wird. Zugleich ist sie Auftakt des SING!-Projektes Musica enchiriadis, das eine Konzertreihe zur Entwicklung der geistlichen Musik und begleitende Tagungen umfasst.

Link: www.Bistum-Essen.de/

Fortsetzung folgt.

Grüße, Claudia

6 Gedanken zu „RUHR2010-Watt ihr Volt. Teil I

  1. Volker

    Liebe Claudia,

    dir ist ein gediegener Einstieg in die umfangreiche Thematik „Essen-Kulturhauptstadt 2010“ gelungen, dafür ganz herzlichen Dank. Ich weiss wie schwer so etwas zum Anfang ist, wo beginne ich mit dem umfangreichen Thema..!!
    Da ist dein Bericht über den Domschatz in Essen mit der wunderbaren „Musica enchiriadis“ ein Highlight, was mich daran so interessiert, ist das SING!-Projektes Musica enchiriadis, welches eine Konzertreihe zur Entwicklung der geistlichen Musik und begleitende Tagungen umfasst. Leider ist der angegebene Link auf der nachstehenden Web-Seite:

    Link: http://www.domschatz-essen.de/index.php?id=45&tx_ttnews%5Btt_news%5D=502&tx_ttnews%5BbackPid%5D=10&cHash=f243745def

    fehlerhaft ausgewiesen und läuft ins Leere. Aber ein Besuch des Domschatzes ist für Februar 2010 schon eingeplant.

    Ein weiteres Essener-Highlight bekam ich heute zu lesen, die Neueröffnung des Folkwang-Museums, ein Traumgebäude, da ist dem Architekten David Chipperfield ein Meisterstück gelungen. Essen ist zu beneiden, wo gibt es so einen Mätzen, der soviel für seine Heimatstadt an Euro locker macht ein Dank an die „Alfried Krupp von Bohlen und Halbach-Stiftung „….!!
    Die Stadt Essen zierte sich für die Eröffnungsveranstaltung des Folkwang-Museums 200.000 € locker zu machen, wer musste wieder einspringen, dreimal darf geraten werden…!! Die AKB-Stiftung.

    Link zum Folkwang-Museum:

    http://www.museum-folkwang.de/de/information/aktuelles.html

    oder das Museum Villa-Hügel, ehemaliege Wohnstätte von der Krupp-Dynastie – ebenfalls ein Highlight für Essen und kann ich nur wärmstens empfehlen – ein paar Wegminuten durch den wunderbaren Park ist man am Baldeneysee…!! – das sind Essener-Traum-Momente für mich, die ich im vergangenen Jahr aufgesucht hatte.

    Link zur Villa Hügel: http://www.villahuegel.de/

    Frank Goosen habe ich in der vergangenen Woche am Freitag, 22.1.2010 um 21:45 h live erlebt im WDR3-Fernsehen „Kölner-Treff“ – das waren köstliche Momente..“ Er stammt wohl aus Bochum, tiefster Ruhrpott, eine Stadt, die ebenfalls mit zahlreichen Museen bestückt ist.

    Essen ist zu jeder Jahreszeit ein Besuch wert, da wird uns Claudia noch Weiteres dazu berichten können – also QWL. die Marschrichtung ist klar, go west…!!

    Grüße
    Volker

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  2. Iris

    Hallo, Claudia,
    war im Herbst zum 1. Mal in der Zeche Zollverein: „ne, schön ist das nicht“! Ich hab` mich aufgeregt. Wo sind Fördertürme schön, wo sind sie Kunst? Warum Bach in einem plattgewalzten Stahlwerk? – ne, bei mir nich – usw. Nach Deinem Einstieg und dem Augenzwinkern des kleinen Films bin ich aufs Essener Kennenlernen gespannt; und auf Deine Fortsetzung auch.
    Herzlichen Gruss
    Iris

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  3. Claudia

    hallo Volker, hallo Iris!
    Volker, prima, dass ihr nach Essen kommt (ich nehme an Rita kommt mit…). Sag doch einfach Bescheid, wenn ihr kommen wollt! Ja, es war schwierig den Anfang zu finden, bzw. es sollte ja auch kein Bericht sein, der einen mit Infos erschlägt.
    volkwang und Villa Hügel bekommen noch eine eigene Würdigung.
    Iris, meine Mutter hat auf der Henrichshütte ähnlich reagiert. Wie könne man sich Schrott ansehen? Herrn Bach im Industriepark Nord in DU finde ich auch nicht so gut, aber eine Beethovensymphonie?
    Egal, ich werde trotzdem über ein paar Industriebrachen berichten, weil ich auch schon viele besucht habe, aber es wird auch jede Menge anderes dabei sein.
    In diesem Sinne, Fortsetzung folgt.
    Claudia

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  4. Volker

    Hallo Fans des Ruhrgebietes,

    frisch aktualisiert auf den Tisch bekommen:
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    In der Essener Domschatzkammer sind ab heute (3. Februar 2010) zwei Abschriften der frühmittelalterlichen Handschrift «musica enchiriadis» ausgestellt. Die Handschrift aus dem 9. Jahrhundert ist laut einem Sprecher das älteste Dokument mit niedergeschriebenen notenähnlichen Tonschritten.

    Mit der damals verwandten Notenschrift «Dasia» konnten demnach auch mehrstimmige Gesänge notiert werden.

    Mit großer Wahrscheinlichkeit ist im Werdener – Benediktinerkloster – ein (Stadtteil von Essen) – niedergeschrieben worden. Bis heute existieren noch 50 Fassungen, das Original ist verschollen. Das in Essen gezeigte «Düsseldorfer Fragment» ist die älteste erhaltene, aber unvollständige Abschrift der «musica enchiriadis». Sie ist normalerweise in der Universitäts- und Landesbibliothek Düsseldorf eingelagert.

    Zudem hat die Staatsbibliothek Bamberg eine «Bamberger Abschrift» für die Ausstellung zur Verfügung gestellt. Dabei handelt es sich um die vollständigste noch existierende Abschrift, wie es hieß.

    Besucher können sich bis zum 30. Juni 2010 in der Essener – Domschatzkammer mit Touchscreens und Hörbeispielen über die «musica enchiriadis» informieren. Die Essener-Domschatzkammer ist montags bis samstags von 10.00 Uhr bis 17.00 Uhr geöffnet, sonntags erst ab 11.30 Uhr. Der Eintritt kostet vier Euro für Erwachsene, ermäßigt zwei Euro.

    Die Sonderausstellung ist Bestandteil des Essener-Kulturhauptstadtjahrs. Unter dem Motto «SING musica enchiriadis – Die Entwicklung der Mehrstimmigkeit» wurde laut den Veranstaltern eine CD mit den in der Handschrift niedergeschriebenen lithurgischen Liedern aufgenommen. Rund um die Bedeutung der «musica enchiriadis» sind außerdem mehrere Tagungen und Konzerte geplant.

    Gruß
    Volker

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  5. Volker

    News von der nmz

    Düsseldorf – Das Kulturhauptstadtjahr soll für das Ruhrgebiet kein Strohfeuer bleiben. Land und Regionalverband Ruhr (RVR) wollen künftig je 2,4 Millionen Euro jährlich zur Verfügung stellen, um die Kultur in der Region dauerhaft zu fördern. Mithilfe des Geldes sollten die im vergangenen Jahr entstandenen Netzwerke und Kooperationen gepflegt und weiterentwickelt werden, kündigten Kulturministerin Ute Schäfer (SPD) und RVR-Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel am Mittwoch in Düsseldorf an.

    „Wir wollen, dass die international so erfolgreiche Kulturmetropole Ruhr dauerhaft attraktiv bleibt“, sagte Schäfer. In diesem Jahr sei es offenbar bereits gelungen, den Schwung aus dem Kulturhauptstadtjahr mitzunehmen und weitere Touristen anzulocken.
    ——————————————————
    Das ist einmal eine erfreuliche Meldung aus der Kultur und betrifft das Ruhrgebiet nach der im vergangenen Jahr durchgeführten „Ruhr2010“

    Grüße Volker

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  6. Claudia

    Hallo Volker, ich habe es gestern im Radio gehört. Die Internetseite Ruhr2010 besteht ja mit Events auch weiter, da holen wir uns auch schon mal Anregungen.
    Letzten Samstag war ich übrigens in einer Aufführung von Händels Aci, Galatea e Polifemo, letzterer war Wolf Matthias Friedrich, von dem ich vor Barbara und Luise auch noch nie etwas gehört hatte. Des weiteren sangen Wiebke Lehmkuhl und Carolyn Sampson, das war eines der besten Konzerte, die ich je gehört habe und rangiert eindeutig unter den Big Five.
    Gruß, Claudia

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