Bundesweite Konzertreihe „366+1 – Kirche klingt – machte Station in der Pauluskirche in Bünde

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Das Kalenderjahr 2012 ist das Jahr der Kirchenmusik. 

Pauluskirche Bünde

Pauluskirche Bünde

Das vom Kulturbüro der EKD und den Musikern der Landeskirchen organisierte Projekt steht unter der Schirmherrschaft von Kulturstaatsminister Bernd Neumann und findet im Rahmen der Lutherdekade statt, die das 500. Reformationsjubiläum 2017 vorbereitet.

Die bundesweite Konzertreihe „366+1Kirche klingt“ der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) ist in Ostwestfalen-Lippe angekommen. Am Freitagabend, 27.04.2012 hatte die kirchenmusikalische Stafette in Bünde mit dem 118. Konzert in der Pauluskirche ihre vorletzte Station in Westfalen.

Bundesweit sind im Themenjahr der EKD unter dem Motto „366+1“ Konzerte und Musikgottesdienste an jedem Tag des Jahres an einem anderen Ort geplant.

366+1 Kirche klingt 2012

Im Miteinander Tausender bringen die verschiedensten Musici bundesweit einen künstlerischen Schatz der Reformation in vielfältiger Tradition zum Klingen: ihre Musik. An jedem Tag ein Konzert – beginnend am 01. Januar 2012 in Augsburg, endend am 31. Dezember 2012 in Zittau. Unzählige Komponisten und Kantoreien stehen in einer Traditionslinie musikalischer Boten der Reformation.

Sie alle lassen sich hören !  Sie alle kommen zum Klingen !

Am Freitagabend, 27.04.2012  erklang das 118. Konzert in der Pauluskirche in Bünde. Die Bünder Kantorei und das Telemann-Collegium spielten unter der Leitung von Kirchenmusikdirektor Hans-Martin Kiefer ihr Programm mit dem Titel „Auferstehung“.

Programm:

Wolfgang Amadeus Mozart (1756-1791) „Missa brevis in G“ KV 140

Hans-Martin Kiefer, Bünde (Eigen-Komposition) „Christ ist erstanden“

J.S. Bach (1685-1750) BWV 249 „Osteroratorium“

Mitwirkende:

Eike Tiedemann (Alt), –  Jörg Erler (Tenor), – Andreas Jören (Bass), – Jutta Potthoff (Sopran), die Bünder Kantorei und das Telemann-Collegium Herford, das sich unter anderem aus Mitgliedern der Nordwestdeutschen Philharmonie Herford zusammensetzt.
Die Gesamtleitung liegt in Händen von Hans-Martin Kiefer.

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Begonnen wurde mit der kurzen Messe (Missa brevis) in G-Dur (KV 140) von Wolfgang Amadeus Mozart, die zu den frühen Werken des berühmten Musikers gehört.  Hans-Martin Kiefer interpretierte sie fein akzentuiert.Hier traten zum ersten Mal die außerordentlichen Solisten hervor: Jutta Potthoff im Sopran, Eike Tiedemann im Alt, Jörd Erler im Tenor und Andreas Jören im Bass. Sie alle sangen sehr expressiv, aber niemals aufdringlich. Sie litten an den Stellen, an denen sie seufzen sollten, erzählten dann, als sie berichten sollten und frohlockten, wenn sie jauchzen sollten. Ein exzellenter Gesangs-Genuss, der vollends überzeugte. Eine ebenso großartige Leistung des Chors der Bünder Kantorei, bestehend aus etwa 20 Männern und 60 Frauen, der dynamisch in den überlagernden Stimmen ganz zart und gefühlvoll eingestellt worden war.

                                    Kirchenmusikdirektor Hans-Martin Kiefer

Anschließend erfolgte die Uraufführung eine Eigenkomposition von Hans-Martin Kiefer. Er hat fünf Sätze über den Osterchoral „Christ ist erstanden“ von Wigbert von Burgund gesetzt. Paradigmatisch führte der Komponist vor, wie zeitgemäß ein Orchester in barocker Instrumentierung klingen kann, ohne mit übertrieben vielen Dissonanzen musikalischen Intellekt vorzutäuschen. Dennoch waren die dem modern sozialisierten Gehör eingängigen Sätze niemals harmonisch belanglos und sehr emotional.
Eindringlich waren die dunkler und offener klingenden Blockflöten, die mit den hellen und gepressten Oboen einen sanften Dialog führten. In der Klangfarbe bediente die Komposition trotz fast minimalistischer orchestraler Besetzung das ganze Spektrum. Rhythmisch kam sie im Arrangement manchmal wie ein leichter Wellenschlag daher, um im nächsten Augenblick mit Blechbläsern und Pauken wieder druckvolle Dominanz zu präsentieren.

                von links im Bild: Jörg Erler (Tenor) – Andreas Jören (Bass)

Den Abschluss des Abends bildete das Oster-Oratorium von Johann Sebastian Bach (BWV 249). Obwohl es zu den bekanntesten Werken des damals (1725) bereits Leipziger Kantors gehört, wird es nur selten aufgeführt. Möglicherweise liegt es daran, dass es inhaltlich etwas schwerer kategorisierbar ist. Kiefer intonierte es von Anfang als herrlich verspielte und leichte Barock-Musik.

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Ein Video von Herreweghe mit dem BWV 249 Gesamt-Aufnahme:

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Es klang, als ob er die Schwere, die man an manche Stellen des Werkes hineininterpretieren könnte, nur an den absolut notwendigen Stellen zugelassen hätte, ohne dabei jemals brachial ins Pathos zu kippen. Die warme Klangfarbe und die tiefen Töne bei den Streichern und den Blockflöten klangen zu keiner Zeit übertrieben schwermütig. Das Trompeten-Ensemble war hervorragend und brachten die „Königliche Musik“ hervorragend zur Geltung und fügten sich nahtlos in ein harmonisches Orchester mit ein.

Ein hervorragendes Trompeten-Ensemble

                                                 Ein hervorragendes Trompeten-Ensemble

Stürmischer Applaus  der ca. 350 Besucher bezeugte den Protagonisten, dass sie ein wunderbares und ausgewogenes Konzert-Programm zu Gehör bekommen haben und vollauf begeistert den Aufführenden ihren Dank zum Ausdruck geben wollten. Kirchenmusikdirektor Hans-Martin Kiefer, das Orchester , Gesangs-Solisten und der Bündner Kirchenchor nahmen es freudestrahlend zur Kenntnis und beglückten den Besucher mit einer Zugabe von J.S. Bach aus dem Oster-Oratorium mit dem Choral-Satz: „Kommt, eilet und laufet, ihr flüchtigen Füße..!“

                            von links im Bild: Eike Tiedemann (Alt ) – Jutta Potthoff (Sopran)

Nach der Zugabe stand die Kirche Kopf und wir „Beglückten“ labten uns anschließend mit einem Glas Wein und Gebäck im Hinterraum der Pauluskirche. Ein großartiger Konzert-Abend im Rahmen der Reihe: „366+1 Kirche klingt  2012″ hatte somit viel zu schnell ein Ende gefunden.

Herrlich, dass sich wieder die Blog-Riege aus OWL zu diesem Konzert ein Wiedersehen ermöglichte…!!!

Informationen zur Veranstaltungsreihe im Jahr der Kirchenmusik finden sich im Internet unter www.ekd-366plus1.de 

Grüße

Volker

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(Textauszüge aus der NW Bünde vom 30.4.2012)

2 Gedanken zu „Bundesweite Konzertreihe „366+1 – Kirche klingt – machte Station in der Pauluskirche in Bünde

  1. wolfgang

    Liebe Bach-FreundINNEN!

    Der Abend mit KMD Kiefer und der Bündener Kantorei hatte mir gefallen-, Herr Kiefer ist ja auch Prorektor unserer Herforder Hochschule für Kirchenmusik und ich finde es gut, daß so ein profilierter Ausbilder auch praktische Chorarbeit an seinem Wohnort betreibt.
    Dieser Einsatz zahlt sich aus-, ein großer Chor mit vielen jungen Sängern, außerdem eine gute Organisation und nach dem Konzert gute Gespräche und ein delikates Büffet.

    Zum Konzert möchte ich weniger sagen: Mozart bleibt für mich halt als Mozart nichts Besonderes. Die Eigenkomposition von KMD Kiefer lebte von den musikalischen Zitaten eines bekannten Osterchorals und war als moderne Musik sogar erträglich zu hören.

    Das Bach’sche Osteroratorium hatte mir natürlich auch zugesagt, aber dem Oster-Oratorium fehlt die Gerafftheit und musikalische Eindeutigkeit so mancher Kantate. An die Bach’sche Kategorie ‚Oratorium‘ kommt es auch keineswegs heran.

    Dafür kann ich nur schwärmen von der Einzigartigkeit der Tenor-Arie im OO Nr.7.

    Die zwei Blockflöten entwerfen das Bild eines ‚Leichentuchs‘, in das der Leichnam eingewickelt wird und über dem der Tenor sein hoffnungvolles Klagelied singt. Bach schafft zudem in der klanglichen Kombination der beiden Blockflöten fast ein NEUES Instrument! Es klingt wie eine warme und weiche Leiermusik, sie webt ein luftiges Leichentuch und wenn man die Augen schließt, werden für mich sogar ’stoffliche Bezüge‘ fühlbar (Ausprobieren!).

    Schön war es auch, die OWL-Mannschaft unseres Bach-blogs mal wieder zu sehen und zu hören, daß es allen gut geht.

    Mit Güßen

    Adamo

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  2. Volker Autor

    Danke lieber @Wolfgang für deinen umfassenden Kommentar zum Konzert in der Pauluskirche Bünde.

    Du hattest eingehend die Tenor-Arie Satz 7 aus dem Osteroratorium von Bach beschrieben. Dazu stelle ich einmal diesen Satz als Hörprobe der Allgemeinheit zur Verfügung..!!
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    [audio src="https://meinhardo.files.wordpress.com/2012/05/07-easter-oratorio-bwv-249-aria-sanfte-soll-mein-todeskummer.mp3" /]

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    Als die ersten Noten dieser herrlichen Tenor- Arie erklangen schauten wir uns sofort an und waren davon sehr berührt und ergab für uns den entsprechenden Gesprächsstoff nach Konzert-Ende.

    Es hat Spaß gemacht, auch einmal ein neuzeitliches Chorwerk von

    Hans-Martin Kiefer, Bünde (Eigen-Komposition)
    “Christ ist erstanden”
    zu hören. Es klang angenehm und hatte durch die Einarbeitung des Chorals: „Christ ist erstanden“ etwas anrührendes und bewegendes..!!

    Wünsche allen ein schönes Wochenende

    Grüße
    Volker

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